Lachgas
Lachgas, chemisch N2O (Distickstoffmonoxid, Stickoxyd), wird schon seit Mitte des 19.Jahrhunderts zu medizinischen Zwecken verwendet. Damals hat ein Zahnarzt in den USA, Horace Wells, der die beruhigende, angstlösende Wirkung (Sedierung) und den schmerzstillenden Effekt (Analgesie) von Lachgas entdeckte, es für die Behandlung seiner Patienten eingesetzt. Eine Lokalbetäubung gab es damals nicht und die schmerzmindernde Wirkung des Lachgases war sehr gefragt. Heute ist es hauptsächlich der angstlösende (anxiolytische) Effekt, der das Lachgas zu einem Hilfsmittel bei der Behandlung ängstlicher Patienten macht.
Wie wirkt Lachgas?
Über eine kleine Nasenmaske wird ein Gemisch aus Sauerstoff und Lachgas verabreicht. Bereits nach wenigen Atemzügen beginnt die Wirkung – Patienten entspannen sich aber sind jederzeit ansprechbar. Gleichzeitig mit der Angst nimmt auch die Schmerzempfindlichkeit stark ab. Das Setzen einer Betäubungsspritze im Mund für Patienten mit Spritzen-Angst, sonst eher ein Alptraum, wird praktisch nicht mehr wahrgenommen.
Behandlungsunwillige Kinder stellen ihre Eltern und den behandelnden Zahnarzt immer wieder vor grosse Probleme: Wenn schon viele Erwachsene wider besseres Wissen aus Angst notwendige Zahnarzttermine vermeiden, wie soll man da bei einem Kind mit einem Appell an die Vernunft Erfolg haben?
Lachgas ist ein bewährtes Hilfsmittel zur Behandlung ängstlicher Kinder. Voraussetzung ist allerdings, dass das Kind in der Lage ist, bewusst durch die Nase zu atmen (ab ca. 7 Jahren) und die Nase frei durchgängig ist. Eine gewisse Einsicht in die Notwendigkeit einer zahnärztlichen Behandlung sollte ebenfalls vorhanden sein.
Braucht es mit Lachgas dennoch die lokale Betäubungsspritze im Mund?
Ja. Lachgas wird hauptsächlich zur Entspannung und Sedierung des Patienten verabreicht. Die Lokalanästhesie im Mund ist bei schmerzhaften Behandlungen trotzdem erforderlich. Allerdings wird unter Lachgas der Einstich der Spritze als viel weniger schmerzhaft empfunden und manchmal sogar gar nicht bemerkt.
Was wenn mein Kind die zahnärztliche Behandlung verweigert, kann Lachgas helfen?
Lachgas hilft nur in solchen Fällen, in denen eine gewisse Einsicht des Kindes in die Notwendigkeit der Behandlung vorhanden ist. Bei ″Totalverweigerern″ darf man von Lachgas und anderen Beruhigungsmitteln keine Wunder erwarten. Hier hilft oftmals nur die Sanierung unter Vollnarkose.
Können alle Patienten mit Lachgas behandelt werden?
Während der Schwangerschaft sollte man allerdings nach heutigen Erkenntnissen besser auf Lachgas verzichten. Ebenfalls ungeeignet sind Patienten, deren Nasenwege nicht frei sind, kleine Kinder, sowie geistig schwer Behinderte, die nicht bewusst durch die Nase atmen können.
Für sehr ängstliche und nicht kooperative Kinder, die sich nicht unter Lachgas behandeln lassen, ist auch die Sedierung problematisch. Durch die Aufregung sind Kinder in der Lage, extrem hohe Dosen von Beruhigungsmitteln ohne erkennbaren Sedierungseffekt ″wegzustecken″. Wenn die Behandlung dann vorbei ist, dann fallen sie in einen Tiefschlaf, der stundenlang anhalten kann. Daher ist für nicht kooperative Kinder die Vollnarkose das Mittel der Wahl.